Der werfe den ersten Stein

Abtreibung, Sexualität, Verhütung, Aids, Fristenlösung, militante Abtreibungsgegner etc. sind im Zusammenhang mit Kirche, Religion, Politik und den verschiedenen Weltanschauungen immer wieder ein sehr heißes Thema, so wie etwa jüngst, wo ein 30jähriges Jubiläum einer Wiener Abtreibungsklinik für Schlagzeilen sorgte. Ein Artikel dazu ist etwa ein Interview mit dem österreichischen Familienbischof DDr. Klaus Küng vom 28.Aug.2009 in der Tageszeitung diePresse:

KlausKüngAbtreibung

Stellungnahme von gott.cooperative :

Bei keinem anderen Sachverhalt kommen private und gesellschaftliche Interessen, Konflikte, Anschauungen und Verantwortungen in einem solchen Brennpunkt zusammen wie hier. Nirgendwo kommt unser Pflichtgefühl und unsere Ohnmacht gleichermaßen besser ans Tageslicht. Das Rauchen sei hier als etwas vergleichsweise Harmloses betrachtet. Jeder weiß, dass Rauchen schädlich ist, und die meisten Raucher haben mindestens schon einmal versucht damit aufzuhören. So mancher mag den Tag seiner ersten Zigarette noch so verfluchen, den ständigen Konflikt zwischen Zigarette und Gesundheit und den sicheren Folgen trägt er fortan mit sich herum. Es ist letztlich die Entscheidung jedes Einzelnen, ob er mit dem Rauchen beginnt und wann und wo er sich die nächste Zigarette ansteckt. Obwohl ein Raucherbein oder eine Raucherlunge das wohl Überflüssigste überhaupt ist, bringt es die menschliche Organisationsfähigkeit und Selbstverantwortung an die Grenzen. Neun Monate sind dagegen ein relativ überschaubarer Rahmen. Es geht hier nicht um Abtreibung ja oder nein, sondern um all die anderen Fragen, die wir uns dann ebenso beantworten müssen und die teils sicher noch schwerer sind, sondern darum, wie wir das Leben im Griff (oder eben nicht im Griff) haben. Mag es sich beim Rauchen noch um ein individuelles Problem handeln, so ist es das in Fragen der nächsten Generation mit all seinen Begleiterscheinungen mit Sicherheit nicht mehr. Die kleinste nicht mehr teilbare Gemeinschaft besteht hier aus zwei Personen, oft sogar aus mehreren (vom medizinischen Personal mal abgesehen), wenn man den Kreis um die gesamte Familie, Verwandtschaft, Bekanntschaft und letztlich die Gesellschaft, in die eine neue Generation hineinzuwachsen hat, mitrechnet. Es gibt legitime Interessen der Gemeinschaft auf eine gesunde und verantwortungsbewusste nächste Generation zu hoffen und zu bauen. Obwohl die verschiedenen Visionen einer solchen nächsten Generation alleine schon genügend Konfliktstoff bergen, sollte doch Grundlegendes außer Streit stehen. Eines ist, dass man gegenüber der nächsten Generation eine Verpflichtung solcherart hat, dass man ihr einen best möglichen Start zu sichern hat. Es kann auch keine Rede davon sein, dass man diese Bürde dem gelegentlich zitierten "Bauch als Angelegenheit der Frau" auferlegt oder dass eine einzelne Frau glaubt dies als ihr alleiniges Eigentum schultern zu können oder zu müssen. Man braucht sich nur einmal einige Gedanken darüber machen, wie sich jemand fühlen muss, dem gesagt wird, dass er Glück hatte nicht abgetrieben worden zu sein oder, dass er eigentlich noch mehr Geschwister hätte, wenn da nicht ... . Wie verhärtet mag selbiger im herangewachsenen Alter an seine Eltern und Gesellschaft herangehen, wenn er in eine wie auch immer geartete temporäre Notsituation kommt? Hat er je Gott als einen erlebt, der Prüfungen in Segen zu verwandeln mag ? Wir bezahlen für unsere Gefühlskälte und Hartherzigkeit einen sehr hohen Preis und dazu braucht man nichts als ein wenig Hausverstand, um das zu erkennen. Wem das nicht genügt, kann immer noch bei Gloria Polo nachlesen. Man kann diese Pyramide kaum an seiner Spitze, d.h. bei der Abtreibung abtragen, sondern fast nur an seinen Wurzeln. Wäre in dieser Welt nicht sehr viel Leid und Not weniger, wenn nur Wunschkinder gezeugt und geboren würden ? Woran liegt es, dass dem nicht so ist ? Fehlt uns das Wissen; fehlen uns die Mittel - oder liegt es schlicht weg am Mangel von Liebe und Verantwortung in unserem Tun und Handeln. Es ließe sich hier noch vieles sagen über Unbefleckte Empfängnis, die man ebenso nicht an der Zeugung, sondern am Geist, wie man ein Kind aufzieht, aufhängen muss oder über die Jungfräuliche Empfängnis, die für Sterbliche viele Schuhnummern zu groß ist.

Als Maria Magdalena frisch beim Ehebruch ertappt wurde und man sie steinigen wollte, hat Jesus gesagt: „Derjenige, der ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.“ Man vermutet, dass Jesus dann die Sünden jedes einzelnen in den Sand geschrieben hat, worauf hin sich einer nach dem anderen entfernt hat. Es wäre heilsam für uns, zu erkennen, welche Steine wir auf die nächste Generation werfen.

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Kinder, die man nicht liebt,
werden Erwachsene, die nicht lieben.

Pearl S. Buck (26.Juni 1892 - 6.März 1973)