Der gute Hirte

Auf DerWesten wurde am 25.12.2009 ein Artikel veröffentlicht, der – so der Artikel – über unzulässige Eingriffe von Konfessionen ins Privatleben von ReligionslehrerInnen Beschwerde führt. Es wird unter anderem angeführt, dass katholische ReligionslehrerInnen sich kirchlich trauen und auch ihre Kinder katholisch taufen lassen müssen, was etwa bei Paaren mit verschiedenen Glaubenszugehörigkeiten zu einem Problem werden kann.

Stellungnahme von gott.cooperative:

Wir sind auf den Artikel wegen eines entsprechenden Kommentars auf kreuz.net am 13.1.2010 aufmerksam geworden. Da hier Religionsunterricht und Verkündigung (unser Beitrag Erzengel Gabriel) angesprochen werden, beides Themen, wo wir besonders sensibilisiert sind, wollten wir diese Meldungen nicht übergehen. Der Kommentar auf kreuz.net, finden wir, geht nicht in die Tiefe und ist kalt; den ursprünglichen Artikel halten wir für lebensnah, lässt aber jedes Verständnis für die Grundproblematik vermissen. Nun, ein gläubiger Christ soll weltliche, menschliche Gesetze achten, er kann aber nicht damit argumentieren, wenn er überzeugen will. Ein Christ sollte in der Lage sein, Gesetze, wenn nötig, an Höheres anpassen und angleichen zu können. Alles was von Menschen gemacht ist, kann auch von Menschen geändert oder abgeschafft werden. Nur Gott hat Bestand und ihn zu suchen, ist immer wieder unsere Aufgabe. Beim Religionsunterricht daher auf staatliche Gesetze zu setzen ist weder christlich, noch zeugt es von irgendwelchem Verständnis, auch wenn die Grundrichtung in etwa stimmt. Der erste große Denkfehler der zitierten Journalistin ist die Annahme, dass Religionsunterricht wie jedes andere Fach eine Wissensvermittlung sei. Eine religiöse Erziehung (das Ziel eines Religionsunterrichts) ist das Vermitteln von Lebensweisheit, eines Lebensgefühls, einer Lebenseinstellung und einer Lebensqualität. Wer ein religiöses Leben nicht als Alternative und als eine bessere Lebensform empfindet und lebt, der kann dies auch nicht glaubwürdig vermitteln. Welche Ruhe und welchen Frieden kann jemand vermitteln, wenn es nicht sein eigener Friede ist ? Es gibt viele, die Wasser predigen und den Wein lieber selber trinken. Zahllos sind die, die nicht mit gutem Beispiel, sondern mit Worten belehren wollen. Religion, egal welcher Konfession, und Gott sollte und kann auch nicht mit leeren Worten vermittelt werden. Hat nicht Jesus einmal ein Gleichnis vom guten und schlechten Hirten gebracht ? Es gibt zu viele, die etwa anderen einige Dutzend Jungfrauen im Jenseits für einen Märtyrertod versprechen, aber selber nicht gewillt sind, sich diese Jungfrauen zu verdienen und lieber andere vorschicken. Der gute Hirte geht seinen Schafen voraus und es war Jesus, der als erster Christ und nicht als letzter den irdischen Tod gestorben ist. Wir vergessen immer allzu leicht an welcher Richtschnur wir gemessen werden und zu welcher Religion wir uns bekennen. Derjenige, der Jesus zu überbieten befähigt war oder ist, konnte seit 2000 Jahre noch nicht gefunden werden und so müssen wir an vielen Baustellen an der Vollendung des von Jesus begonnen Werkes arbeiten. Ein anderer Denkfehler in der Verkündigung ist, dass man die Verkündigung nicht als Berufung, sondern als Beruf sieht, den man glaubt etwa mit einem Theologiestudium erwerben zu können. Es ist ein Geschenk für Gott arbeiten zu dürfen und man trägt respektvoll mit was andere schaffen oder schon geschaffen haben. Selbst wenn man 100 geistige Gaben besäße und 100 Charismen, müsste man immer wieder die eigene Glaubenstiefe hinterfragen, ob sie für die Aufgabe, mit der man konfrontiert ist, ausreicht. Ein zweites „billiges“ Lehramtsfach verlangt vielleicht doch mehr von der Persönlichkeit ab, als man wahrscheinlich gewillt ist zu geben. Diese Erkenntnis kann der erste Schritt vom Kindheitsglauben zu einem Erwachsenenglauben sein.