Darf's noch ein bisserl mehr sein

Am Freitag, den 2.September 2011 gab es auf diePresse einen Gastkommentar von MMag. Markus Stephan Bugnyar, wo Reformfreudige und Traditionsbewusste als zwei unterschiedliche Gruppen in der Kirche dargestellt werden. Dieser Artikel steht vor dem Hintergrund der „Pfarrer-Initiative“ und versucht gangbare Wege aufzuzeigen.

Stellungnahme von gott.cooperative :

Es ist egal wie es gedreht oder gewendet wird. Etwas, das angetreten ist, Gott zu verkündigen, scheitert immer an der eigenen Unzulänglichkeit. Diese eigene Unzulänglichkeit wird unerträglich, wenn man nicht Gott, sondern sich selber verkündigt. Niemand interessiert sich für kircheninterne „Geschichten“ oder „Kirchenrechtliches“. Die Frage nach Reformer oder Traditionalist erübrigt sich, da jeder mal Reformer und mal Traditionalist ist (meist will man selber bleiben, wie man ist, d.h. man ist ein Traditionalist und erwartet sich vom anderen, dass er sich ändere bzw. ein Reformer sei). Wer Kirche nicht als ein Gerüst begreift, das Hilfswerkzeug für den Heilsplan Gottes ist und zu Gott hinführen soll, sondern glaubt, das zu errichtende Gebäude selber sein zu müssen, baut immer am falschen Ort. So wie ein Gerüst abgebaut und irgendwo anders neu errichtet werden muss, um das Gebäude dort zu sanieren bzw. weiter auszubauen, wo es notwendig ist, muss auch ein Kirchenmann frei, unabhängig und „biegsam“ sein. Ein Gerüst kann ihm helfen, seine Arbeiten zu verrichten, muss es aber nicht. Es kann ja nicht sein, dass ein Maurer mehr an seinem Gerüst arbeitet, als an seinem Gebäude. Was viele nicht wahr habe wollen ist, dass es Zeiten gibt, wo einfach keine Maurer gebraucht werden, weil gerade Malerarbeiten oder Tischlerarbeiten angesagt sind. Auch die Arbeiten einer charismatischen Bewegung sind irgendwann einmal „getan“ und das Gebäude Gottes braucht andere neue Handwerker, vielleicht Installateure. Paulus bringt es in 1Kor 2,2 auf den Punkt - „Ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten.“ Das Ziel der Selbstverleugnung ist, dass man vergessen muss, dass man eigentlich z.B.: nur „Malerarbeiten“ übernimmt und man auch andere gerade anfallende Arbeiten im Weinberg Gottes angeht. Bei „Disco-Gottesdiensten“ werden aber möglicherweise verschiedene Berufe miteinander vermischt. Man führt Tischler- und Maurerarbeiten am gleichen Ort ja auch nicht gleichzeitig aus. Es gibt dafür fast überall auch ein Pfarrzentrum, wo man z.B.: eine „Disco-Bibelstunde“ oder so was Ähnliches machen kann. Es muss ja nicht gleich ein „Disco-Gottesdienst" sein, wo z.B. ein Maler versucht die Farbe des Anstrichs zu wechseln anstatt des Berufszweigs. Es geht hier um das Rollenverständnis, so wie ein König in einem Theaterstück auch nicht gleichzeitig seinen eigenen Kronprinzen spielen kann. Jeder wird zum Schauspiel (1Kor 4,9) wenn er eine Tätigkeit ausübt, für die er nicht berufen ist, zu der er kein Talent hat oder die er nicht gelernt hat. Macht sich nicht ein Schneider zu einem Narren, wenn er Leder mit einer Nadel statt mit einer Ahle näht? Generell glauben wir, dass die Handwerker, die sich auf philosophische, kirchenrechtliche und kirchengeschichtliche Spitzfindigkeiten spezialisiert haben, sich gegenseitig auf die Füße steigen und die entsprechende Arbeit für sie im Weinberg Gottes nicht im ausreichenden Maße vorhanden ist. Der überproportionale Anteil dieser Spezialisten, der vielleicht zum Erhalt des Gerüstes gedacht ist, muss nicht zwangsläufig den weiteren Fortschritten des gesamten Bauwerkes dienen.

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The main Job of the Church is never self-preservation, but glorifying God.
The Moment we lose sight of that. we lose everything we are about.

Die Hauptaufgabe der Kirche ist nicht die Selbstdarstellung, sondern die Verherrlichung Gottes.
Wenn wir dies vergessen, verlieren wir alles was wir haben.

Justin Welby (105th Archbishop of Canterbury; 6.Jan. 1956 - )

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