österreichische Elite & Beziehungsnetz

Der Politologe Reinhard Heinisch und der Headhunter Lars Maydell haben am Donnerstag den 7.1.2010 in diePresse über die Gründe des Versagens der österreichischen Elite diskutiert. Dabei wurde Elite als Faktor zwischen Bildungssystem (d.h. eigener Leistung) und Beziehungsnetz (d.h. Seilschaften) thematisiert. Ein Versagen der österreichischen Elite wird dabei als Kommunikationsproblem etwa zwischen der Kunstelite, Bildungselite, Geisteselite und der Wirtschaftselite dargestellt und in den gegenseitig aufgebauten Feindbildern gesehen.

Stellungnahme von gott.cooperative:

Bei den Finanzkrisen der letzten Zeit (wie Hypo Alpe Adria, Bernard Madoff, Lehman Brothers, BAWAG ) fragt sich jeder irgendwann einmal, ob das alles Kriminelle sind, oder wie es im Kurier am 6.1.2010 dargestellt wurde, einfach nur dumme, für ihre Aufgabe hoffnungslos unterqualifizierte Geschöpfe sind. Die Uneinsichtigkeit jeder der einzelnen Akteure lässt dabei fast nur die letztere Vermutung zu, da man so viel Unverfrorenheit nur bei völliger Dummheit haben kann. Dummheit wird hier nicht verstanden als Mangel an lexikalischem Wissen, sondern als die Unfähigkeit, die Auswirkungen des eigenen Tuns und Handelns in verantwortungsvoller Weise beurteilen zu können. Bei Kindern spricht man bei ähnlicher Sachlage von Unmündigkeit. Darin liegt aber auch die Tragik für unsere Gesellschaft, dass es offenbar niemanden mehr gibt, der die gewachsene Komplexität unseres Zusammenlebens mitträgt oder mitbaut. Sind wir wirklich schon am höchsten Punkt eines babylonischen Turms angelangt, wo es kein Höher mehr gibt ? Was für den Weiterbau dieses Turms fehlt, ist wahrscheinlich nicht Geld, nicht Wissen, das man irgendwo nachschlagen kann und auch nicht die gute Absicht den Turm weiterbauen zu wollen, sondern etwas, das mit Einführung, Hineinwachsen oder Heranführung der Nachfolger bzw. des Nachwuchses zu tun hat. Dieses "Heranerziehen" von mündigen, verantwortungsbewussten und selbständigen Personen braucht mehr als nur die Bildung, die unser Schulsystem anbietet. Das braucht neben dem persönlichen Willen und Einsatz des Einzelnen vor allem auch ein Umfeld, einen Nährboden, wo so etwas gedeihen kann. Die Luft an der Spitze ist zwar sehr dünn und die letzten Schritte geht man immer allein und von seinen Engsten missverstanden und verlassen, so wie es schon Jesus erleben musste. Die Gesellschaft als Ganzes und damit jeder Einzelne kann sich aber dennoch nicht seiner Verantwortung entziehen und trägt mit seinem Beitrag sehr wohl etwas zum „Gesamtkunstwerk“ bei. Auch Jesus war nicht alleine, auch wenn man dies anhand der bekannten letzten Lebensjahre gerne so deuten möchte. Er ist nicht als großer Messias vom Himmel gefallen und erhielt wahrscheinlich nicht nur in Ägypten, wo er seine Kindheit verbrachte, die beste Unterweisung, sondern kannte sicher später auch sehr gut die östliche Kultur. Mit 12 Jahren war sein Wissen schon ausreichend, um mit jüdischen Schriftgelehrten im Tempel Streitgespräche führen zu können, was nur durch ausgezeichnete vorherige Ausbildung möglich sein konnte. Jesus wurde sehr wahrscheinlich, wie heute noch ein Dalai Lama, von Kindesalter an gezielt gebildet und gefördert und konnte auch später auf einem fruchtbaren Nährboden weiterbauen. Johannes der Täufer, von dem es auch heute noch durch die Mandäer Anhänger gibt, war sicher nur einer von vielen, die es zur Zeit Jesu gab. Auch wenn wie Jesus zeigt, wahre Helden nicht wie Lemminge in der Masse sterben, hat dennoch jede Gesellschaft (und damit jeder einzelne von uns !) die Elite die sie verdient.