Wettlauf ums Gehirn

Ende Januar 2013 berichteten etwa spiegel.online oder der Kurier von zwei Flagschiff-Forschungsprojekten, welche die EU in den kommenden Jahren mit je 1 Milliarde Euro fördern will. Dem nicht genug, scheint auch, wie n-tv.de berichtet, nun ein ähnliches Projekt in Amerika in Vorbereitung. Dieses Human Brain Project, in dem das menschliche Gehirn auf einem Großrechner simuliert werden soll, spricht in ganz besonderer Weise für das europäische (aber auch amerikanische) Selbstverständnis. Europäern und Amerikanern ist viel zu wenig bewusst, dass ihre ganze Wesensart kopflastig ist. Dies äußert sich nicht nur in einer verkopften Theologie und Philosophie, sondern auch in der gesamten durchrationalisierten Arbeitswelt und nicht zuletzt auch in der Schulmedizin. Überflüssig zu sagen, dass bei uns die Gehirnfunktionen eines Menschen entscheidet, ob jemand als tot oder lebendig einzustufen sei. Es ist aber nicht nur die Kopflastigkeit, die uns dieses Projekt hier erwähnen lässt, sondern die immer wiederkehrenden Versuche des Menschen, Menschen zu schaffen oder nachzubilden. Die Geschichten darüber sind so alt wie die über Adam, der aus Lehm erschaffen wurde, dem jüdischen Golem oder einem Frankenstein. Soll da ein künstliches Gehirn der europäischen wissenschaftlichen Elite etwas Besonderes sein, die nur ein Organ eines künstlichen Menschen erschaffen will? Es gab schon zurzeit Jesu Magier, Priester oder Zauberkünstler, die bei Jahrmärkten toten Kamelen kurzfristig Leben einhauchten. Sei es, dass sie dies mit Elektrophysiologie wie ein Galvani mit Froschschenkel (ohne die genauen physikalischen Zusammenhänge zu verstehen) machten, oder dies mit anderen uns bisher verborgenen Techniken bewerkstelligten, es blieb immer alles bei stümperhaften unvollendeten Versuchen, auch wenn in der heutigen Zeit eher von Biophysik, einem Orgon-Akkumulator eines Wilhelm Reichs oder etwa synthetischer Biologie gesprochen wird.

Aufgeklärte geschlechtsreife Menschen sollten eigentlich wissen, wie neues Leben entsteht. Liebe, Selbstaufgabe und grenzenlose Hingabe an etwas bereits Vorhandenes, etwas Werdendes und dann Heranwachsendes ermöglicht das Entstehen und Wachsen neuen Lebens. Wer es billiger gibt, ist ein Räuber und Dieb (d.h. ein Heiratsschwindler, Kinderschänder, Vergewaltiger, Kindermörder oder ähnliches) und handelt gegen ein höheres Gesetz. Woher kommt der Glaube und die Bemühungen, wir könnten, wie Jesus, Tote erwecken, nur eben mit etwas weniger Liebe und Selbsthingabe? Alles was uns an dieser Vollkommenheit fehlt, fällt wie dunkler schwarzer Schatten durch das Geschaffene auf uns zurück. Das Geschaffene ist letztlich die eigene Inkarnation, bei der man selbst wie ein Weizenkorn in die Erde fällt und stirbt. Glücklich ist nur, was ohne Makel neu erstarken kann.

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Der ist ein Arzt, der das Unsichtbare weiß,
das keinen Namen hat, keine Materie und doch seine Wirkung.
Philippus Theophrastus Paracelsus (1493 - 24. Sep. 1541)