Stellungnahmen:

Der Verrat von Judas

Am 27. August 2012 war auf kath.net ein Artikel über den Verrat von Judas an Jesus zu lesen. Obwohl dieser Artikel vor dem Hintergrund der jüngsten „Vatileak“ zu sehen ist, werden doch grundsätzliche Aspekte von Untreue und Verrat aufgezeigt.

Stellungnahme von gott.cooperative :

Über die Motive warum Judas Jesus verraten hat, kann man heute nur weitschweifend spekulieren. Falsch ist es aber sicher, alle Schlechtigkeit dieser Welt, in dieses Ereignis hinein zu interpretieren oder zu glauben, Jesus wäre ohne diesen Verrat nicht gekreuzigt worden. Wir nehmen sehr wohl an, dass sich für Jesus die Enttäuschung über diesen Verrat in Grenzen gehalten hat, da er auch die Gesinnung eines Judas Iskariot kannte. Die anderen Apostel hat dieser Verrat sicher viel tiefer getroffen als Jesus selbst, der ja Judas auch noch aufforderte zu tun was er beabsichtigte. Wir glauben hier auch nicht an eine Falschheit von Judas, an Geldgier oder Rache. Er war wie alle anderen Jünger fasziniert von all den Werken Jesus und sah nie einen Anlass Jesus zu verlassen, auch nicht als Jesus in die Runde fragte: „Wollt auch ihr gehen?“ Er ist nicht aus Falschheit geblieben, sondern deswegen, weil er wahrscheinlich schon den Anlass dieser Frage nicht verstand. Judas war ein Zelot und ein militanter, radikaler und fanatischer Idealist. Vermutlich war er fest im Glauben, dass viele Israeliten aus Feigheit um ihr eigenes Leben sich nicht gegen die Römer erheben und deshalb nicht um ihre Freiheit kämpften. Die Freiheit und der Friede von der Jesus predigte, sah er nach der Befreiung von den Römern und war Wasser auf seine Mühlen. Jesus war sein Topfavorit, der diese Befreiung dem jüdischen Volk bringen sollte. Der Palmsonntag war ganz nach seinen Vorstellungen und er hoffte auf ein großes Auftreten von Jesus. Jesus hat sich bei all seinen Wundern bitten lassen, sei es nun bei der Hochzeit von Kanaan oder bei all den späteren Heilungen und er hat nie aus sich heraus irgendwelche Dinge vollbracht. Dies einerseits und mit der Erfahrung von Petrus (Mt 16,21) andererseits, glaubte er, Jesus diplomatisch für sein Ziel einnehmen zu müssen. Er glaubte also mit bestem Gewissen durch diesen Verrat Jesus zum Aufstand gegen die Obrigkeit drängen zu können bzw. zu müssen. Judas sah nur den menschlichen Teil von Jesus und nicht seinen göttlichen Auftrag und schon gar nicht, dass alles was Jesus wirkte nicht von Jesus stammte, sondern von seinem göttlichen Vater, der ihm seine Kraft gab und Jesus selbst in diesem Willen aufging, da es Jesus nicht um seinen Willen, sondern eben um den Willen seines Vaters ging.

Judas war letztlich eine traurige Gestalt, da er trotz der Nähe zu Jesus das Göttliche nicht als eigene Wirklichkeit, Kraft und Realität erkannte. Mit seinem Selbstmord bringt er das Scheitern seiner Vorstellungen dann auch zum Ausdruck. Im Judasevangelium wird behauptet, dass der Verrat mit Jesus abgesprochen gewesen sei und Judas mit Jesus über den Preis des Verrates verhandelt habe. Dies wird hier angesichts des Selbstmordes von Judas verworfen. Es war letztlich nicht Jesus, der die Zerstörung des Tempels und die Vertreibung des israelischen Volkes in alle Welt ausgelöst hat, sondern die Gott nicht erkennenden, atheistischen Zeloten, die die römische Militärmacht durch ihre gewalttätigen Aktivitäten provozierten.

Anmerkung: Ein kleiner Bub wurde in einem Zoo einmal gefragt, warum er denn den Pfau herum scheuche. Es ergab sich, dass der kleine Bub glaubte, den Pfau dadurch zur Entfaltung eines Pfauenrades zu bewegen. Eine Fehleinschätzung, der offenbar schon Judas erlag. Dem Judas sehr ähnlich nur noch etwas niedriger sind die Gruppe von Menschen, die unter dem Kreuz standen und spotteten: „Wenn Du Gottessohn bist, so hilf Dir selbst und uns und steig herab vom Kreuze.“ An dieser Stelle fällt uns noch ein Kommentar einer Person zum Selbstmord seines Nachbarn ein: „Der Trottel hat sich selber aufgehängt.“(Hier bezogen auf Jesus, der in einer Art Selbstverbrennung - ähnlich dem Herakles - seine eigene Kreuzigung herausgefordert hat).

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Verräter sind selbst denen, deren Sache sie dienen, verhasst.
Publius Cornelius Tacitus (58 n. Chr. – 120 n. Chr.)

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