Askese und Armut
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- Kategorie: Leitartikel
- Erstellt: Sonntag, 16. August 2009 11:07
- Zuletzt aktualisiert: Sonntag, 15. März 2020 16:29
- Geschrieben von Famulus
Was viele Menschen abschreckt ein gottnahes Leben zu führen und damit meinen, so fromm oder heilig nicht werden zu wollen, ist das angeblich lustlose, asketische und armselige Leben, das man dann führen müsste. Gönnt uns Gott den Reichtum, den er uns schenkt nicht oder hat er diesen nur geschaffen, um uns zu versuchen und um dann einen Grund zu haben, uns in die Hölle stecken zu können ? Wenn Gott schon will, dass wir ein armseliges, asketisches Leben führen, wieso versucht er uns dann mit all seinen Schätzen oder ist das alles nur Teufelswerk, dem wir uns durch Selbstgeiselung entziehen müssen ? Die Liebesbeziehung zu Gott ist wie die Beziehung zwischen einem Kind und seinen Eltern. Je schlechter diese Beziehung ist, um so mehr Spielzeug braucht das Kind, um zufrieden zu sein. Die Liebesbeziehung wird nicht dadurch besser, wenn ein Kind alles Spielzeug weglegt, um dadurch seinen Eltern noch mehr gefallen zu wollen, sondern es muss über Jahre wachsen. Es ist nicht eine Tat, die Eltern einem Kind verzeihen müssen oder erfreuen, sondern die vielen kleinen Taten, die in Summe die Beziehung prägen. Große Heilige haben nicht deswegen armselig und asketisch gelebt, um damit Gott noch mehr zu gefallen, sondern deswegen, weil ihnen alles andere unwichtig geworden ist. Wer mit Gott lebt, für den bedeutet Gold, Silber und all die anderen Reichtümer nichts; er ist reicher als der reichste Mensch dieser Erde. Wenn wir heute so viele Güter verbrauchen, ist das nur ein Zeichen dafür, dass unsere Beziehung zu Gott wie eine sehr schlechte Eltern Kind Beziehung ist.
Franz von Assisi, der den Bettelorden der Franziskaner gegründet hat und die weltliche Armut wie kein anderer gepredigt hat, hat seinen Körper als Esel bezeichnet. Als etwas, das nur unter Mühsal in der Lage war, seinem Geist zu folgen und er hat seine Mitbrüder aufgefordert zu singen als er diesen Esel an diese Welt zurückgeben durfte. Georg Friedrich Händels körperlicher Zustand war sehr schlecht, als er den „Messiah“ komponierte und sein eigenes Leben mit den Höhen und Tiefen der Karwoche des Jahres 1759 verband. Nicht die Askese hat den „Messiah“ hervorgebracht, sondern sein Geist hat dieses Meisterwerk geschaffen. Die körperlichen Belastungen sind dabei wie der Schweiß, ohne den solche Meisterwerke nicht entstehen können. Es gibt nichts schöneres und lohnenderes als nach etwas zu streben, für das man wirklich bereit ist alles einzusetzen. Den Gott, den man im Straßengraben findet, ist wertlos. Je mehr jemand bereit ist für Gott in Kauf zu nehmen, umso mehr Liebe und Vertrauen zu Gott muss jemand haben und umso näher ist er Gott. Askese und Armut ist nicht ein Ziel, sondern eine Begleiterscheinung, wie die Jahreszeiten eine Begleiterscheinung des Sonnenlaufes sind. Wahrlich arm ist jener, den Armut und Askese abschrecken Gott zu suchen.
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Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg;
und in seiner Freude geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft den Acker.
Mt 13,44