Mein Fleisch, meine Blut

Nachdem Jesus Tausende mit einer wunderbaren Brotvermehrung gesättigt hatte, wollten diese Jesus zum König ausrufen. Wie in Joh. 6,1-72 berichtet wird, reagiert Jesus darauf indem er - wie nirgendwo sonst überliefert – die Spreu vom Weizen trennt. Wir greifen dies hier deshalb auf, weil es sich hier um eine Vertiefung unseres Glaubens handelt und ganze Religionsgemeinschaften spaltet. Die richtige Auffassung der Eucharistie hat dabei wohl keine von allen. Der hier wiedergegebene Text ist an einer Stelle entnommen, wo der große „Show-down“ bereits vorbei war, und man bei einem bekannten Wirten in der Nähe Kapernaums zusammen gesessen ist:

2. Erst als wir alle schon vollauf gegessen und getrunken hatten, fragte uns der Wirt, sagend: „Herr, diesmal scheint Deine geheimnisvolle Lehre den vielen einheimischen und fremden Zuhörern in der großen, offenen Schule nicht recht gemundet zu haben; denn sie gingen alle ärgerlich hinaus und davon. Einige schimpften mehr, die andern weniger, und die Fremden und auch viele, die gestern noch als Jünger bei Dir waren, sagten, Du habest allda nur geflissentlich also geredet, um sie auf eine feine Art loszuwerden, was von Dir nicht schön gewesen sei, da sie sich schon selbst mit ihren Geldmitteln verköstigt hätten.
3. Bei mir waren mehrere, die sich darob sehr aufhielten und auch sagten, daß sie auf Dich die größte Hoffnung gesetzt hätten sie seien aber nun auf eine sehr unangenehme Art enttäuscht worden, und sie sagten auch, daß Du auf diese Art trotz Deiner höchst wunderbaren Zeichen bei den Menschen mit solcher Deiner Lehre sehr wenig Eingang finden würdest. Ich ließ sie reden und sagte gar nichts dazu. Sie bezahlten dann ihre Zeche, bestiegen ihre Schiffe und fuhren ab.
4. Mir aber war das ganz angenehm zu vernehmen, daß diese großsprechenden Weisen durch Dich, o Herr, einmal mit ihrem Verstande so ganz zu kurz gekommen sind. Denn schon gestern in der Nacht, als Du nach dem eingenommenen Mahle Dich zur Ruhe begeben hattest, wurde über Deine Brotvermehrung und wegen Deiner etwa wunderbaren Hierherkunft übers Meer viel pro und contra gewortwechselt. Der eine machte sich mit seiner Weisheit so und der andere so breit. Aber ich dachte mir: ,Na wartet nur, ihr weisen Juden! Der Herr wird zur rechten Zeit eurer Weisheit sicher eine Schranke setzen, über die euer gar so heller Verstand sicher nicht springen wird!‘ Und heute ist mein geheimer Wunsch schon in die vollste Erfüllung gegangen!
5. Ich war wohl auch selbst in der Schule und habe den Hauptteil Deiner Rede gar wohl vernommen; aber ich fand gar nichts darin, was mich nur im geringsten hätte befremden können. Denn daß Du, obwohl jetzt in voller Menschenform, der Herr bist über Himmel und Erde und über alle Geister- und Sinnenwelt, das war mir schon längst klar. Wer außer Dir kann schaffen für alle Menschen und Tiere das Nährbrot, und wer außer Dir gibt den Geistern wie nun auch unseren Seelen das ewige Leben, ihre Liebe und ihre Weisheit, was ich für das wahre und lebendige Brot, aus den Himmeln kommend, ansehe?! Ich habe das noch einigen Besseren in der Weise klarer machen wollen; aber ihr dummer und sehr aufgeblähter Verstand begriff es dennoch nicht.
6. Desgleichen tat ich auch, als Du gar handgreiflich von Deinem Fleische und Blute zu reden begannst, weil sie mich fragten, wie ich denn das verstünde. Nun sagte ich: ,Das ist ja noch klarer als das Frühere und erklärt und bestätigt meine frühere Ansicht! Irdisch genommen, ist die Erde nicht gewisserart ein wahrer Gottesleib und all das befruchtende Gewässer sein Blut?! Wo kommt denn alles irdische Nährbrot sonst etwa noch her? Und ist in geistiger Beziehung Gottes Liebe zu uns unwürdigen Menschen etwa nicht ein wahrster Erdboden für uns, der uns leiblich und geistig trägt, duldet und nährt, und ist die Gabe der Vernunft und des Verstandes und nun Seine Lehre dazu nicht etwa das wahrste und lebendigste Blut Gottes, das unsere nach Weisheit dürstenden Seelen erquicket, stärkt und wahrhaft lebendig macht?!‘
7. Da sagten etliche: ,Ja, das ist alles recht schön gesagt; aber warum schickt denn er selbst keine solche Erklärung seiner Rede nach?‘
8. Da sagte ich: ,Er wird schon Seinen guten Grund haben! Wahrscheinlich wird Er also denken: ,Wer an Mich wahrhaft glaubt, der wird Mich auch verstehen; wer aber bei den vielen Zeichen und bei der Weisheit Meiner Lehren noch nicht glaubt, daß Ich der Herr Jehova Zebaoth bin, der soll wieder in seine Welt zurückgehen und soll gleich den dummen Schweinen im Kote der Erde herumwühlen!‘
9. Da wurden sie toll und gingen. – Herr, habe ich dadurch doch etwa nicht unrecht gehandelt?“

Mein Fleisch und Blut, das die Menschen unwürdig zu sich nehmen und dabei sich das Gericht holen, geht weit über das letzte Abendmahl hinaus. Alles was wir sorg- und achtlos von dieser Welt nehmen und mit allem was wir unverstanden, nur zu unserer Unterhaltung oder einfach nur zu unserer Ablenkung, um uns vielleicht - wie mit einer Droge - zu betäuben, unseren Geist „füttern“, wird uns zu einem Gericht. Wenn wir heute die Wunder, die Jesus zu Lebzeiten gewirkt haben soll, als Märchen abtun, ist das hauptsächlich unserem schwachen Glauben zuzuschreiben. Jedes Wunder würde uns noch mehr ins Gericht bringen, als wir es ohnehin schon sind. Uns fehlt heute mehr denn je der richtige Glaube und das was wir heute als unsere Errungenschaften und Weisheiten feiern, wird uns früher oder später unser eigenes Gericht werden.

siehe auch:
Das Allerheiligste kann warten
Jesus über die Bibel
Tempelreinigung
Weisheit und Wunder
Gott und Mensch zugleich