Religion - überkommenes Kulturgut

Im Gästebuch von www.religionen.at findet sich eine Verbindung von Religion und überkommenem Kulturgut. Man wirft hier unreflektiert mit tragenden Begriffen um sich, ohne die volle Tiefe und Bedeutung zu erfassen. Es ist unbestritten, dass Religion und Kultur sehr eng miteinander verflochten sind. Die Frage was was hervorbringt oder prägt scheint nur oberflächlich eine Frage nach dem Huhn und dem Ei zu sein. Die ständige Suche nach absoluten Werten (was Religion in ihrer ureigensten Form sein sollte) ist immer die treibende Kraft und daher der Träger jeder Kultur. Jede Kultur stellt dabei einen mehr oder weniger großen Schatz von bereits gefundenen absoluten Werten bereit.

Wenn von europäischer Leitkultur gesprochen wird, wird angenommen, dass die europäische Kultur mehr solche absoluten Werte besitzt als jede andere Kultur. Die Kulturgeschichte dokumentiert dabei die einzelnen Reifungsschritte und Verirrungen, die sich auch im Mikrokosmos jedes einzelnen irgendwo widerspiegeln. Der größte Teil der Übung besteht für jeden einzelnen sicher darin, all die bereits erworbenen absoluten Werte einer Kultur zu verwalten d.h. für sich selber zu entdecken und dann auch an andere weiter zu geben.

Es ist nur einer relativ kleinen Elite vorbehalten, diesen Schatz zu vermehren und so wollen wir hier beim „Verwalten“ bleiben. Freilich wird nicht das gesamte Kulturgut von allen mitgetragen, aber Stimmen über einen „Kultur-Neustart“ wie jüngst in diePresse klingen dennoch, als ob man das Rad neu erfinden wollte. Man braucht keine göttliche Offenbarung, um zu erkennen dass "die einzige Bildung, die aus sich selber wächst die ‚Nichtbildung‘ ist". Von nichts kann nur nichts kommen und somit ist das der beste Beweis dafür, dass es etwas gibt, das wir mit Gott umschreiben. Es scheint wohl so zu sein, dass jene, einige Lektionen in der Geschichte des Lebens verschlafen haben, und glauben, sie müssten nun eine persönliche Nachhilfestunde bekommen. Da man diese aber nur sehr selten erhält, wird Gott als solcher nicht erkannt. Selbst wenn Jesus 100-mal auf Golgatha gekreuzigt worden wäre, würde es dem nichts nützen, der nicht daran glaubt. Genauso wenig nützt demjenigen seine ganze eigene Kulturgeschichte, wenn er unliebsame Teile davon leugnet. Ein gutes Geschichtsbewusstsein ist die Wurzel für sozialen Frieden und Freiheit des Einzelnen. Wer weiß woher er kommt, weiß auch wohin er geht. Unsere mangelnde Solidarität mit unseren Kindern und deren zukünftigen Problemen ist nur ein von vielen Teilen unseres gestörten Geschichts- und Kulturverständnisses. Eine Zivilisation, deren Hauptproblem nur die eigene sexuelle Ausrichtung ist, kennt weder die Vergangenheit, noch stellt sie sich einer verantwortungsvollen Zukunft. Religion ist nur dort erleb- und erfahrbar, wo zum bestehenden Kulturgut neues wächst oder entsteht. Alt Hergebrachtes wie Kopftuch oder andere kulturelle Bräuche kann man daher nur hinter sich lassen indem man darüber hinauswächst und nicht indem man diese beiseiteschiebt. Wer in Gott hinein wachsen möchte, muss immer wieder altes ablegen, reifen und weiter gehen, er kann aber nie an dem Bestehenden „vorbeigehen“, das Bestehende ablehnen oder gar leugnen.

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Eine ausgeglichene Kultur kann nur auf zwei Pfeilern ruhen:
Auf dem Glauben an Gott und der Einigkeit unter den Menschen.
Maulana Muhammad Ali (1874 -13.Okt. 1951)