zwei Schwerter?

Wenn man über Gesellschaftsphilosophie und hier im Besonderen über Religions- und Staatsphilosophie sprechen will, kommt man historisch an der „zwei Schwerter-Theorie“ und „De civitate dei“ des Kirchenlehrers Augustinus (354 – 430) nicht vorbei. Dass man das alles auch noch aus einer Bibelstelle (Lukas 22,36-38) hergeleitet hat, ist schon mehr eine Kaffeesudleserei, die die wahren Absichten des Klerus nur schlecht verbirgt. Beginnend bei der Bibelstelle, die sich am Ölberg vor der Auslieferung von Jesus an seine Häscher zugetragen hat, deuten wir diese wohl etwas weiter. Alles Himmlische (Gott inklusive) hat zwei Schwerter, d.h. den Dualismus (gut oder böse, schön/hässlich, hell/dunkel, reich/arm, groß/klein, weiblich/männlich etc., etc.) und kann sich immer für dieses oder jenes entscheiden. (Himmlische haben immer eine Wahlfreiheit und sind daher immer freie Wesen!) Natürlich kann man aus dem Dualismus „geistig & materiell(oder weltlich)“ auch obige zwei Schwerter Theorie ableiten – nur:

  1. Gott hat beides erschaffen und Jesus spricht vom Materiellen nicht umsonst von seinem Fleisch und seinem Blut1, das für alle vergossen wird, damit man eingehen kann in das Reich Gottes.
  2. Nicht einmal ein Mann/eine Frau ist in dem hier verwendeten Sinne2 rein männlich/weiblich, sondern hat immer auch Anteile vom anderen Pol (ganz abgesehen von den vielen Mischformen, die es überall in unzähliger Vielfalt gibt).

Das mit der Bibelstelle ist wohl durch und sollte hier hoffentlich keine Arbeit mehr bereiten.

Ein Pol (sei er nun gut/geistig etc.) reicht nicht aus, um im richtigen göttlichen Sinn zu sein. Wer glaubt, menschlich gut gehandelt zu haben, hat sich im göttlichen Sinn vielleicht sehr schlecht benommen. Wer glaubt, besser zu sein als sein Bruder, nur weil er „geistiger“ ist, ist in Wirklichkeit nicht besser, sondern nur einer Irrenanstalt näher. Unsere heutige hoch geistige Welt ist nicht besser als frühere Zeiten, sondern nur weltfremder.3 - wir kommen damit aber vom Thema ab -

Es ist einerlei, ob man von Staats-, Religions-, Gesellschaftsphilosophie oder was immer spricht, die Grundmuster einer Gruppe sind immer die selben - unabhängig welcher -ismus (Sozialismus, Kapitalismus, Katholizismus, Islamismus, Liberalismus, Feminismus, Idealismus, Extremismus, Individualismus, Populismus, Pluralismus, Föderalismus, Pragmatismus, … - dies ist wahrscheinlich noch lange nicht einmal die Hälfte!) dieser Gruppe zugrunde liegt. Diese ideologischen Gruppen sind in ihrem Inneren nicht einmal homogen. Es wäre hier pure Zeitverschwendung auf all die geistigen Auswüchse und deren Vor- und Nachteile einzugehen. Wir wollen uns im Tierreich umsehen und werden bei hungrigen Wölfen fündig. Ein gesellschaftlicher Verbund ist meist eine Zusammenrottung von einzelnen hungrigen Wölfen, die eigenständig nicht überlebensfähig sind. Wie Lemminge sterben in Massen nur schwache Geschöpfe, große Märtyrer und wahre Helden sterben einsam, verlassen und verachtet von allen, wenn schon nicht an einem Kreuz, so doch geächtet. Vera Felicitas Birkenbihl (26.04.1946 – 03.12.2011) beschreibt die Gruppenbildung wie folgend:

Je weniger die Menschen bereit sind aufeinander zuzugehen, desto mehr steigen die -ismen.

- wird fortgesetzt -

siehe auch:
1Mein Fleisch, mein Blut
2Ist Gott weiblich?
3Realitätsverlust